Zug um Zug mehr Baurechte in den nächsten Jahren – Freistaat Bayern will mit anschieben
Rund um die starke Schiene in Südostbayern hat Mühldorf am Inn einiges zu bieten. Soviel sogar, dass der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, gleich zweimal binnen eines Monats bei der Deutschen Bahn in Mühldorf gastierte. Der Initiative des Kundenbeiratsvorsitzenden der Südostbayernbahn (SOB) sei Dank: Wilhelm Mack trommelte für den Besuch des Bayerischen Verkehrsministers an beiden Terminen eine Bahndelegation dreier Partner zusammen – mit Vertreter:innen des SOB-Kundenbeirats, der Südostbayernbahn und der Ausbaustrecke (ABS) 38.
Dabei präsentierte sich das Großprojekt ABS 38 um Gesamtprojektleiter Alexander Pawlik als Gastgeber eines Termins. Es betreibt mitten im Herzen der Strecke am Mühldorfer Bahnhof ein eigenes InfoCenter. Als Stätte vielfältiger Begegnungen bot es natürlich auch für den Besuch von Bayerns Verkehrsminister samt dessen politischer Delegation den passenden, sehr anschaulichen Rahmen. Die zahlreichen Bahnthemen in der Region sorgten aus verschiedenen Perspektiven für jede Menge Gesprächsstoff. Den Staatsminister begleiteten mit Martin Wagle, Martin Huber und Sascha Schnürer gleich drei Mitglieder des Landtags.
Bild links v.l.: ABS 38-Gesamtprojektleiter Alexander Pawlik, MdL Sascha Schnürer, Staatsminister Christian Bernreiter, MdL Martin Huber, MdL Martin Wagle. Bild rechts v.l.: SOB-Kundenbeiratsvorsitzender Wilhelm Mack mit Alexander Pawlik.
Einen ersten Überblick über die Ausbaustrecke München–Mühldorf–Freilassing/Burghausen bekamen die Gäste in der Ausstellung vorm Geländemodell der Strecke. Alexander Pawlik stellte gemeinsam mit Besucherbetreuer Martin Siebert die ABS 38 mit eindrucksvollen Kennzahlen vor: Um die Zweigleisigkeit und die Elektrifizierung der 145 Kilometer langen Strecke mit einer künftigen möglichen Fahrtgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h zu realisieren, werden etwa 115 Kilometer neue Gleise und 307 Kilometer Oberleitung erforderlich, dazu 23 Bahnübergänge, 129 Eisenbahnüberführungen und 40 Straßenüberführungen, 19 barrierefreie Bahnhöfe bzw. Haltepunkte, 22 Kilometer Bahnstromleitung, außerdem Digitale sowie Elektronische Stellwerke. „Für die Region ist die ABS 38 mit ihrer enormen baulichen Umsetzung eine bedeutende Veränderung hin zu mehr Mobilität und Qualität“, betonte der Gesamtprojektleiter.
Beim nächsten Ausstellungs-Highlight zögerte Christian Bernreiter keine Sekunde, sich auch die Virtual-Reality-Brille überzustreifen. So bekam er bewegende 3D-Einblicke in die Zukunft der Strecke, die ihm Andreas Kische, Experte für die im Projekt eingesetzte Methodik „Building Information Modeling“ (BIM), erklärte. „Beeindruckend, wie die künftige Strecke hier bereits vor Fertigstellung erkundet werden kann!“, sagte der Bayerische Verkehrsminister.
Sein Rundgang entlang der Exponate im InfoCenter ging nahtlos in einen fachlichen Austausch über, angeregt durch Präsentationen von ABS 38 und SOB-Kundenbeirat. Alexander Pawlik stellte hierbei den aktuellen Stand der Streckenplanung mit dem Zeithorizont bis zur Inbetriebnahme Mitte der 2030er Jahre vor. Anschließend brachte Wilhelm Mack zahlreiche, auch betriebliche, Anregungen aus Fahrgastsicht mit. Dazu gehörten neben der Ertüchtigung der Infrastruktur beispielsweise die Planung eines leistungsfähigen Reisezug-Umleiterverkehrs insbesondere mit Blick auf die bevorstehende Generalsanierung der Strecke München-Ost – Rosenheim – Salzburg. Weitere Themen betrafen zum Beispiel die von Reisenden gewünschte Digitalisierung bei gleichzeitigem Aufrechterhalten der persönlichen Fahrgastberatung. Macks abschließende Bitte an Christian Bernreiter: „Unterstützen Sie unsere Anliegen durch entsprechenden Druck auch in Berlin.“
BIM-Projektexperte Andreas Kische veranschaulicht dem Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr die Streckenvisualisierung mit der VR-Brille.
Ein Kernstück für die wirtschaftliche Entwicklung in Bayern
Einige positive Botschaften hatte der Staatsminister schonmal dabei: „Gemeinsam mit der Deutschen Bahn werden wir uns dafür einsetzen, dass der Bund auch den Planungsauftrag für die Elektrifizierung der gut 40 km langen Strecke zwischen Mühldorf und Simbach erteilt, damit das Projekt im Gleichklang mit der ABS 38 realisiert werden kann. Mit diesem Lückenschluss entsteht zusätzlich eine durchgehend elektrifizierte Strecke von München über Mühldorf und Simbach nach Linz.“
Die unterstützende Haltung des Freistaats verleihe seinem Projekt viel Rückenwind, betonte Alexander Pawlik. Passend dazu lautet die weitere Marschroute des Gesamtprojektleiters, „Zug um Zug mehr Baurechte in den nächsten Jahren zu bekommen.“
Dass die Vorbereitung für die in Südostbayern lang herbeigesehnte Zweigleisigkeit bis nach Österreich auf Hochtouren läuft und alle gemeinsam darauf hinabreiten, die Reisenden bald davon profitieren zu lassen, konnte das Duo Pawlik – Mack dem Bayerischen Verkehrsminister aufzeigen. Und was Christian Bernreiter selbst aus Mühldorf mitnimmt, resümierte er abschließend im Kurzinterview.